Die Firma Gigaset (die ehemalige Telefonsparte der SIEMENS AG) hat sich als Erste gewagt, mit dem Gigaset GLX8 Active eine Kombination aus Mobiltelephon (kein Smartphone) und PMR446-Funkgerät herausgebracht.
Ich habe mir dieses Gerät im Detail angeschaut. Wer lieber schauen anstatt lesen möchte, findet hier mein Youtube-Video dazu.
Vorab gesagt: Das Gerät ist leider sehr enttäuschend und kann noch nicht einmal in Notfällen eine gesicherte Funk-Kommunikation bieten.
Verpackungsinhalt

- Das Gerät selbst
- Funkantenne
- Akku, LiPolymer, 3.7 V, 2.500 mAh
- Bedienungsanleitung
- USB-Ladegerät, 1.000 mAh
- USB-Kabel A auf C
- Tool zum Öffnen des Gehäuses
- Zusätzlicher Akku-Deckel mit Gürtelclip
Aussenansichten
Das Gerät selbst ist nach der Schutzklasse IP68 gebaut. Das bedeutet: Es ist gegen Eindringen von Staub und und Wasser dauerhaft geschützt. Das Gehäuse selbst erinnert stark an "Bumper Cases" für Smartphone, kann also auch einmal herunterfallen, ohne gleich in seine Einzelteile zu zerspringen.
Die Tastatur hat einen guten Druckpunkt. An der rechten Gehäuseseite finden wird eine Plus-Minus-Wippe. Damit wird die Telefonlautstärke eingestellt. An der linken Gehäuseseite finden wir eine Taste mit der Aufschrift PTT (Push to talk) - also die Sendetaste für das Funkgerät.
Auf der Oberseite finden wir eine LED-Lampe sowie unter einer Abdeckung eine Schraubbuchse für die Funkantenne.
Auf der Unterseite finden wir hinter einer Abdeckung den USB-C-Anschluss sowie eine Klinkenbuchse für ein Head-Set.
Auf der Rückseite finden wir zuerst die Lautsprecher-Öffnung (des Funkgerätes) sowie eine Kamera vor.
Der Akkudeckel wird von zwei stabilen Schrauben fixiert, welche sich mit dem beigelegten Tool und etwas Fingerspitzengefühl öffnen lassen. Unter dem Akkudeckel finden wir den Slot für die SD-Karte (zur Datenablage und Speichererweiterungen) und zwei Slots für SIM-Karten. Ebenso finden wir hier auf dem Etikett die Seriennummer sowie die IMEI für beide SIM-Slots.
Den Akku einzulegen erfordert kein Geschick, solange man darauf achtet, dass die drei Kontakte des Akkus mit den drei Kontakten links unten des Gerätes übereinstimmen. Der Akku-Deckel kann 1:1 gegen den Akku-Deckel mit Gürtel-Clip getauscht werden.
Auspacken, Einschalten, Los geht's
Das Einschalten (und Ausschalten) erfolgt über die rechte Hörertaste - so wie dies bei jedem Handy dieser Funktionsklasse immer schon gewesen ist.
Nach dem Einschalten begrüßt einen das Display mit der Meldung, man möge doch bitte zwei SIM-Karten einlegen. Ob sich diese Meldungen einzeln oder insgesamt ausblenden lassen, habe ich nicht erforscht.
Da das Gerät über KEIN Touch-Display verfügt, erfolgt die Bedienung mittels zweier Menü-Tasten und der 4-Richtungs-Wippe mit innen liegendem OK-Knopf.
Das Menü des Gerätes selbst enthält keine Überaschungen und bietet alles, was zur Bedienung und Einstellung des Telefons von Nöten ist. Wir wollen uns hier aber auf das inkludierte Funkgerät konzentrieren.
Wir nehmen das Funkgerät in Betrieb
Bevor wird das Funkgerät nutzen (dieses ist nach dem Einschalten des Gerätes nicht aktiv), öffnen wir die obere kleine Gummiabdeckung, welche leider nur an einer ganz dünnen lasche hängt. Dort schrauben wir die Antenne für das Funkgerät an. Dabei fällt auf, dass der Hersteller keine Antennenbuchse verwendet hat - sondern eine ganz normale Kombination aus Sackbohrung mit Gewinde und einer entsprechenden Schraube an der Antenne selbst. Damit können weder Messgeräte noch andere Antennen angeschlossen werden.
Nach dem Aufschrauben der Antenne, navigieren wir uns in den Menü-Teil namens "Walkie-Talkie". Hier findet man vier Positionen vor:

- Ein/Aus - Schaltet die Funkgeräte-App ein oder aus - Standard: AUS
- Kanal - Wählt einen von 16 PMR446 Kanälen - Standard: Kanal 1 - Der zuletzt gewählte Kanal wird gespeichert.
- CTCSS - Wählt einen von 15 CTCSS-Subaudio-Tönen aus, welche in der Art eines Selektivrufes das Ansprechen bestimmter Nutzer oder Gruppen erlaubt. Die Töne sind standarisiert- Standard: AUS
- Lautstärke - Einstellung der vierstufigen Lautstärke des Funklautsprechers, welcher NICHT identisch ist mit dem Telefon-Lautsprecher - Standard: 4 - Die zuletzt gewählte Stufe bleibt gespeichert.
Leider fehlt mir an dieser Stelle definitiv noch die Einstellmöglichkeit für einen Squelch (Rauschsperre). Diese ist nämlich nicht veränderbar feste eingestellt. Das ist sehr nervig, wenn man sich auf einem Kanal mit vielen Funkstörungen befindet.
Wir schalten nun das Funkgerät EIN
Nachdem wir die Menüposition 1 auf EIN gewechselt haben, erscheint ein kleines Fenster im Display mit dem Hinweis: "Erfolgreich Aktivieren - und mehr leider nicht. Es gibt keine Display-Symbole, welche anzeigen, dass der Funkgeräte-Modus eingeschaltet ist.
Drückt man nun die Sendetaste (PTT) auf der linken Gehäuse seit, wird für ca. 3 Sekunden das Fenster mit der Meldung "Achtung bitte Walkie Talkie senden" angezeigt, verschwindet aber automatisch - selbst wenn man immer noch mit dem Finger auf der Sendetaste ist. Eine weitere Anzeige, dass man sendet, ist nicht vorhanden. Hier hätte der Hersteller beispielsweise in die Gehäuseoberseite eine grün (empfangen) und rote (senden) LED einbauen können, wie es bei nahezu jedem Funkgerät heutzutage üblich ist. So hat man nämlich keinerlei Kontrolle, wenn das Gerät z.B. einmal unabsichtlich sendet, weil irgend etwas in der Hosentasche oder im Rucksack auf die Sendetaste drückt.
Lässt man die Sendetaste wieder nach weniger als drei Sekunden los, zeigt das Display gar nichts mehr an. Ist das Hinweisfenster auf die Sendung jedoch verschwunden, so wird ein Fenster mit der Meldung "Achtung bitte Walkie Talkie empfangen" angezeigt - und verschwindet gleich darauf wieder - der einzig existente Hinweis darauf, dass das interne Funkgerät überhaupt aktiviert wurde.
Funktest 1 - Das Gigaset empfängt
Versuche mit einem Hilfsfunker und Aufnahmen (siehe Video) haben leider massive Schwächen aufgezeigt:
- Die Laustärkeeinstellung bringt so gut wie keinen Unterschied zwischen Stufe 1 und Stufe 4.
- Ist die Sprache (Modulation) der Gegenstelle sehr laut - z.B. weil dieser seinen Mund sehr nahe am Mikrofon seines eigenen Funkgerätes hält, so ist die Widergabe des Gigaset massiv verzerrt - und damit leider unverständlich.
- Entfernt die Gegenstelle das Funkgerät weiter vom Mund, so wird die Wiedergabelautstärke des Gigaset so leise, dass man kaum noch etwas verstehen kann.
- Ich vermute, dass der Lautsprecher durch den IP68-Schutz massiv in der Sprachwiedergabe behindert wird.
Leider ist der Empfänger des Gigaset GLX8 Active an dieser Stelle absolut und überhaupt nicht zu gebrauchen, da die Sprachqualität entweder viel zu leise oder massiv übersteuert ist in der Wiedergabe.
Funktest 2 - Das Gigaset sendet
Auch diese Versuche wurden sowohl mit einem Hilfsfunker gemacht, als auch auf Video aufgezeichnet. Hierbei ergibt sich folgendes Bild:
- Die Sprache des Gigaset ist klar und deutlich, kommt in allen Fällen Verzerrungsfrei bei der Gegenstation an.
- Leider ist die Lautstärke der Sprachwiedergabe im Empfänger massiv davon abhängt, wie man das Gigaset hält:
- Haltung wie ein Telefon am Ohr, Mikrofon zum Mund: Zu leise
- Haltung wie ein Funkgerät, vor das Gesicht, Blick auf as Display, Antenne vertikal aufgerichtet, ca. eine Handbreit Abstand: Zu leise
- In der heutzutage typischen Smartphone-Haltung (also Gerät waagerecht, das Mikrofon zum Mund gewandt) meiner handbreit Abstand zum Mund: Lautstärke in Ordnung
- In der gleichen Haltung, aber das Mikrofon ganz nahe am Mund: Lautstärke in Ordnung, aber starke Atemgeräusche zu hören
Zusammenfassung
Die Idee des Unternehmens Gigaset, ein Kombinationsgerät aus Mobiltelephon und PMR446-Funkgerät auf den markt zu bringen, war gut - aber die Umsetzung ist leider meiner Ansicht nach massiv misslungen. Man hätte hier vielleicht vorher Fachleute fragen sollen. Die hätten Gigaset nämlich gesagt, dass Verständlichkeit wichtiger ist, als ein IP68 Schutz! Aber auch das ist kein Argument, denn Hersteller professioneller Betriebs- und Behördenfunkgeräte können IP68 schon sehr lange, ohne dass die Sprachqualität hier in irgend einer Weise leiden muss.
Ich kann den Kauf dieses Gerätes, des Gigaset GLX8 Active, jedenfalls in keinster Weise empfehlen. Da wäre der Kauf eines 30 EUR Notfallhandys und eines 20 Euro Funkgerätes (wie Beispielsweise des Retevis RB669) wesentlich angebrachter- und man käme damit tatsächlich auch noch preisgünstiger, da der Marktpreis derzeit ca. € 90 beträgt!