Von der "fast" Unmöglichkeit, den Behörden zu helfen und anderen Schwierigkeiten
Enttäuschung auf ganzer Linie
Wir Notfunk-Aktivisten erleben dies immer wieder:
Wir haben tolle Ideen, sind in der Lage diese technisch und taktisch umzusetzen und bieten diese zur öffentlichen Nutzung an – und seitens der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) der Bundesrepublik Deutschland will niemand etwas davon wissen. Wir ernten in der Regel Ablehnung („wir haben alles, was wir brauchen“), massive Arroganz („WIR sind die BOS und wenn Du nicht Mitglied bei uns bist, bist DU gar nichts“), Abfälligkeiten („Spielzeugfunker“) oder gar völlige Ignoranz.
Lediglich wenn ein Angehöriger dieser BOS sich für eine bestimmte Technik begeistert und diese mit einbringt in „seinen Verein“ oder „seine Organisation“, wird die Technik – natürlich auf persönliche Kosten des Mitgliedes – geduldet.
Beispiel: In meiner ehemaligen Eigenschaft als Fachdienstleiter „Information und Kommunikation“ (IuK) in Deutschlands größter BOS-Organisation sowie Gründer und Leiter einer Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung (UG-SanEL) im Katastrophenschutz habe ich in Ein Einsatzleitfahrzeug ausgebaut. Dieses erhielt auch ein Amateurfunkgerät, um im Katastrophenfall Kontakt zu den Funkamateuren meines Landkreises herstellen zu können. Natürlich musste ich das Funkgerät selbst bezahlen – und es hat niemand weiteren interessiert, dass eine Einsatzeinheit des Katastrophenschutzes diese Kommunikationsmöglichkeit besaß.
„Was nicht von uns kommt …“
Daraus folgt: Wenn eine Idee nicht von den BOS oder auch nur einem ihrer Mitglieder/Mitarbeiter kommt, wollen die BOS hiervon schlichtweg nichts wissen. Selbst Funkfachfirmen, welche diese BOS mit „sicherer Kommunikation“ ausstatten, sind nicht interessiert und verdrehen alleine schon bei der Erwähnung einer Hobbyfunk-Technologie einfach nur die Augen. Man könne damit kein Geld verdienen, heisst es dann nur lapidar.
Dennoch wird die Bevölkerung immer wieder dazu aufgefordert vorzusorgen – wie beispielsweise in der aktuellsten Publikation des Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (in welcher das Wort „Bürgernotfunk“ noch nicht einmal Erwähnung findet).
Technik und Ideen ohne Ende
Und dennoch gibt es im Bereich der Hobbyisten und des Amateurfunkdienstes Technologien, von welcher die BOS noch nicht einmal vor der Einführung des TETRA-BOS-Funknetzes (aka „bosnet“) geträumt haben.
Ein paar Beispiele:
- Internetunabhängige Textübertragung auf Basis von Messenger-Diensten über kurz und weite Entfernungen (aka „LoRa Mesh“ – Longrange Radio als Mesh-Netzwerk) mit extrem kleinen, kostengünstigen und stromsparenden solar-betriebenen Funkeinheiten
- Digitaler Sprechfunk für lange, mittlere und kurze Distanzen
- Komplette Datennetzwerke auf TCP/IP-Basis und drahtlosen Verbindungsstrecken können Sprache, Bild und Video bundesweit transportieren – und sind nicht anfällig gegen Erdarbeiten durch Bagger – dem „schlimmsten Feind der Erdverkabelung“.
- Satellitenfunk in Bild, Video, Ton mit relativ geringem und kostengünstigen Aufwand
- Auch ohne Satellit können Bilder und Video über weite Strecken übertragen werden.
- Weitverkehrs-Funkverbindungen auf Kurz- und Ultrakurzwelle für Sprache und Daten – analog und digital
- Funkverbindungen zu unseren Europäischen Nachbarn in Sprache und Daten
- Funkverbindungen in der Katastrophe zur Bevölkerung über kurze und mittlere Distanzen
- Und noch vieles vieles mehr
Und wie bekommen wir jetzt Beides zusammen?
Auf der einen Seite haben wir ambitionierte und moderne Funktechnik (im Gegensatz zum 40 Jahre alten TETRA-BOS-Funk) und auf der andere Seiten finden wir Betonköpfe, Ignoranten und Unwilligkeit, sich von der Bevölkerung, welche man doch schützen soll, helfen zu lassen – in der Regel unter der Begründung des Versicherungsschutzes und der „Ahnungslosigkeit“ der Bevölkerung selbst.
Da gibt es doch eine ganz einfach Idee:
- Die Bevölkerung – WIR ALLE – baut ihre eigenen Funk-systeme und Funknetze auf – je nach Können und Möglichkeiten.
- Die Funknetze bauen wir so, dass die Netzstationen Landratsämter, Rathäuser, Feuerwachen, Rettungswachen und Polizeistationen im Notfall erreichen können.
- Selbst wenn einfach nur ein Funker im Katastrophenfall mal „schnell über die Straße“ läuft, um der Polizei auf der anderen Straßenseite Bescheid zu geben, dass sich hier und dort ein Unfall ereignet hat.
- Und wenn dann alles zusammenbricht – egal ob als Kommunikationsausfall (geschieht in der BRD fast tagtäglich durch Baggerarbeiten), Stromausfall (Blackout, egal wie Lange) oder anderen wirklich kritischen Notlagen – spaziert man gemütlich zu den BOS (vielleicht einem Katastrophenschutz-Leuchtturm) und bietet dort die eigene Technik zur Nutzung an!
- Der jeweilige Einsatzleiter wäre ein extrem dummer Mensch, wenn er in der Not diese Hilfe ablehnt.
- Wenn man diese ganzen Netze und Systeme in Normalzeiten (also ausserhalb von Krisen und Katastrophen) organisiert, systematisiert und vor allem so miteinander koordiniert, dass sich hier alles gegenseitig ergänzt und nichts überschneidet, erreicht man eine echte und wirkungsvolle Hilfe für die Bevölkerung in einer eventuellen Not.
So schaffen wir es, mit unserer Lieblingstechnologie zu arbeiten – und dennoch für die Bevölkerung etwas zu konstruieren, was im Zweifelsfall Leben retten kann.
Fazit
Wer helfen will, kann sich mittels seiner Lieblingstechnologie jederzeit einbringen in ein System, welches in Krisen, Katastrophen zum Wohle der Bevölkerung zur Verfügung stehen wird – und nicht nur im Rahmen „eines Wellfare-Betriebes“ – sondern als echtes Rückfallnetz in der Not!
Darum: Nicht reden – machen!
Beste Grüße, Guido, DJ1NG


